März 2020

Unsere Veranstaltungen im März 2020

Sonntag, 01.03., 16 Uhr 

Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit
„Verwüstet. Verfallen. Wiederbelebt. Synagogen aus Polen und der Ukraine“

mit Fotografien von Eva Maria Kraiss (Michelbach a.d.Bilz)

Begrüßung: Werner Stettner (kath. Vorsitzender der CJZ Siegerland)
Grußworte: Bürgermeister Steffen Mues, stv. Landrätin Jutta Capito
Einführung in die Ausstellung: Eva Maria Kraiss

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag, 14-18 Uhr; Sonntag 11-13 und 14-18 Uhr
Die Ausstellung wird bis zum 22.03.2020 gezeigt.

Schirmherr der Woche der Brüderlichkeit: Landrat Andreas Müller

Ort: Städtische Galerie Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen

Mitveranstalter: Kultur Siegen

 

Galizien – einst als „galizisches Jerusalem“ bezeichnet – sowie Podolien, Wohynien, die Bukowina und weitere Regionen Polens und der Ukraine waren über Jahrhunderte hinweg von Juden bewohnt (in manchen Orten bis zu 70% der Bevölkerung). Diese prägten die Dörfer und Städte durch ihre Religion und Kultur. Während des Zweiten Weltkriegs jedoch machten die deutschen Besatzer deren Heimat zur Hölle. Männer, Frauen und Kinder wurden durch Massenexekutionen und in den Gaskammern der Vernichtungslager grausam ermordet. Zugleich wurden sie ihres Besitzes beraubt, die „Shtetl“ vernichtet und ihre Synagogen verwüstet, zweckentfremdet oder zerstört. Nur wenige Spuren der über Jahrhunderte hinweg prägenden jüdischen Kultur sind in den erwähnten Regionen noch erhalten. Eva Maria Kraiss, die sich seit Langem mit der Dokumentation jüdischer Spuren beschäftigt, fotografierte während ihrer Reisen 2016 – 2019 ehemalige Synagogen in Polen und in der Ukraine. Sie zeigt in über 90 Aufnahmen verwüstete und endgültig dem Zerfall preisgegebene Synagogen, aber auch sorgfältig restaurierte Gotteshäuser mit Inschriften und Malereien, die inzwischen zu Museen und Dokumentationsstätten umgenutzt wurden. Andere wiederum wurden nach dem Ende der Sowjetunion, 1991, an die kleinen jüdischen Gemeinden wie in Krakau, Lemberg, Kiew oder andernorts zurückgegeben und dienen nun wieder dem Gottesdienst und der Lehre. Der weitaus größte Teil der Synagogen wurde jedoch schon während des Krieges oder kurz danach zu Fabriken, Supermärkten, Kinos, Lager- oder Wohnhäusern umgenutzt. Auch in diesen Gebäuden sind noch Spuren der ehemaligen Gotteshäuser zu entdecken. Und so erzählt jede Synagoge ihre Geschichte und die ihrer einstigen, inzwischen meist ausgelöschten Gemeinde.   

Text: Eva Maria Kraiss

17.03.20: Die Ausstellungszeit musste leider, aus gegebenem Anlass, vorzeitig beendet werden!

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Sonntag, 08.03., 17 Uhr   

The Klezmer Tunes
Konzert mit Dimitri Schenker (Klarinette), Vadim Baev (Akkordeon) und
Igor Mazritsky (Violine)

Ort: Städtische Galerie Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen

Mitveranstalter: Kultur Siegen

Das Trio um den ehemaligen Eislauf-Profi Dimitri Schenker überwindet Genregrenzen und lädt ein zu einer spielfreudigen Reise über die Kontinente. Von leichtfüßigen Säbeltänzen über Csárdás und finnischer Polka spannt das Programm einen Bogen vom Jazz bis hin zu Filmmusik.
Eintritt frei (Spende erbeten).              

Text: Kultur Siegen

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Donnerstag, 19.03., 19 Uhr  

Erinnerung und Holocaust – Chancen, Grenzen, Grenzüberschreitungen

Vortrag von Dr. Jens Aspelmeier

Ort: Städtische Galerie Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen

 

Jede Generation erzählt die Vergangenheit neu. Dabei wird unser Geschichtsbild und die jeweilige Vermittlungspraxis in Schule, Museen und Gedenkstätten geprägt von Politik und Gesellschaft, von Wissenschaft und Medien. Aber wie entstehen unsere Geschichtsbilder und was beeinflusst unser Geschichtsbewusstsein? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Politik und Geschichte? Welche kontroversen Formen der Erinnerungskultur entstehen dabei? Und welche Aufgabe haben Schulen und Geschichtswissenschaft angesichts einer bisweilen provokanten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit? Der Vortrag zeichnet Stationen und Formen einer Geschichte der Erinnerung nach und fragt anhand ausgewählter aktueller Beispiele nach einer Zukunft der Erinnerung im 21. Jahrhundert.

Dr. Jens Aspelmeier, Historiker und Seminarleiter für Gymnasium und Gesamtschule am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung Siegen.

Text: Dr. Jens Aspelmeier

17.03.: Die Veranstaltung musste leider, aus gegebenem Anlass, abgesagt werden. Sie wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

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Donnerstag, 26.03., 20 Uhr   

„Die Judenbank“ – Volksstück für einen Schauspieler von Reinhold Massag

Eine Produktion des Theaters Poetenpack aus Potsdam

Ort: Gebrüder-Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 1, Hilchenbach-Dahlbruch

Eintritt: Balkon 24 €; Parkett 22 € / 20 € / 18 €; SchülerInnen/Studierende 10 €

 

Ordnung ist ein hohes Gut! Dies gilt nicht zuletzt in verbrecherischen Polit-Systemen. Auch Diskriminierung, Verfolgung und Mord müssen „ordentlich“ vor sich gehen, brauchen Anleitungen und Anweisungen, die zu befolgen sind, verlangen nach bürokratischem Handeln in hierarchischen Strukturen. Nach der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 erhalten immer mehr Park- und Ruhebänke in Deutschland Schilder mit der Aufschrift „Nur für Arier“. So wird auch die Lieblingsbank des schwer versehrten Dorfbewohners Dominikus Schmeinta eines Tages „dekoriert“. Allerdings – und so schafft der Autor die Grundlage der Groteske – steht auf dem Schild: „Nur für Juden“. Damit ist die Bank für Dominikus tabu, ihre Benutzung strafbar. Da Dominikus ein gesetzestreuer Bürger ist, fügt er sich der Anordnung. Aber er denkt nach: Wenn auf „seiner“ Bank nur Juden sitzen dürfen, dann will er eben Jude werden. Er schreibt an das „Rassehauptamt“, um „die Aufrechterhaltung seines Sitzgewohnheitsrechtes zu erbitten“. Er betont seine politische Harmlosigkeit und Zuverlässigkeit: „Ich tät den Führer schon auch unterstützen, …“. Auf seine Bank und das Ausruhen dort möchte er allerdings nicht verzichten! Ein grotesk-tragikomisches Geschehen entwickelt sich auf der Bühne. Es gibt viel Komik, Anlässe zu Lachen, das einem aber zuweilen im Halse stecken bleibt. Dem, der glaubt, dies alles sei „Geschichte“, ist nicht zu helfen!

 

Um 19 Uhr findet eine Einführung in das Stück statt. Freiwillig! Kostenlos!

„Die Judenbank“ beschreibt das Leben in einem kleinen Dorf in der deutschen Provinz unter der Naziherrschaft. In kurzen, witzigen und pointierten Anekdoten wird beinahe beiläufig über die alltägliche Korruption, Machtanmaßung, Denunziation und tödliche Gewalt im Dritten Reich berichtet. Im Stück wird von einer verrückten Begebenheit, von Dummheit, Heuchelei und Bauernschläue erzählt. Die Geschichte von dem einfachen, schwer versehrten Dorfbewohner Dominikus Schmeinta, der eines Tages nicht mehr auf seiner Lieblingsbank sitzen darf, weil darauf ein Schild befestigt ist: „Nur für Juden”.  Dominikus versteht die Welt nicht mehr und beginnt, über die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das Leben in seinem Dorf zu grübeln. Die tragikomische Pointe: Er ist einer, der Verbote und Gebote achtet. Und wenn auf seiner Bank nur ein Jude sitzen darf, dann will er eben Jude werden. Ein verlogenes Idyll, ein Dorf, in dem sich eine Epoche widerspiegelt, kritikloses Mitläufertum, der ganz gewöhnliche Faschismus.

Bänke mit der Aufschrift „Nicht für Juden“ waren einmal Realität in Deutschland und Ausdruck der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten. Mit Mitteln der Groteske beschreibt der Autor, Reinhold Massag, die Begebenheiten rund um eine „Judenbank“ mit umgekehrter Aufschrift. Es gibt komische Momente, auch befreiendes Lachen, das einem manchmal jedoch im Halse stecken bleibt.  Lars Wild verkörpert nicht nur Dominikus Schmeinta, sondern schlüpft in die Rollen sieben weiterer Dorfbewohner.

Besetzung: Spieler Lars Wild, Ausstattung Bettina Plesser, Dramaturgie Constanze Henning, Regie Team

Der Spieler Lars Wild  *1969, Schauspiel-, Gesangs- und Tanzunterricht in New York, Zürich und Berlin / diverse TV-Produktionen / Engagements bei verschiedensten Theaterproduktionen, u.a. HB-Theatre New York, UBU-Theatre New York, Freies Theater München, Tiyatrom Berlin Amsterdam, Theatersport, Theater an der Angel Magdeburg, Max-Beckmann-Saal Berlin / diverse Gastauftritte an Berliner Bühnen und anderen Theatern in Deutschland und der Schweiz / drei Solostücke im Repertoire / seit 1999 beteiligt an zahlreichen Inszenierungen des Theaters Poetenpack: „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo, Improvisationstheater „Skatchmo“, „Geliebter Mars“ von Wilfried Happel, „Casablanca“ Film-PlaybackTheater, „Männerhort“ von Kristof Magnusson sowie „Zwei Herren aus Verona“, „Viel Lärm um nichts“, „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Ein Sommernachtstraum“, „Maß für Maß“, „Ende gut, alles gut“ und „Was ihr wollt“ von William Shakespeare sowie „Der Menschenfeind“ von Molière in der Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger    

Text: Theater Poetenpack

17.03.: Die Veranstaltung musste leider, aus gegebenem Anlass, abgesagt werden.
21.04.: Zwischenzeitlich wurde ein Ersatztermin gefunden. Bitte halten Sie sich Dienstag, 10.11.20 fest!
Gleiche Zeit, gleicher Ort, gleiche Rahmenbedingungen.