November 2019

Unsere Veranstaltungen im November 2019

Dienstag, 05.11., 20 Uhr

„Liszt, Chopin und Heinrich Heine: Französische Verhältnisse“
ein literarischer Klavierabend des Cantaton Theaters mit Kompositionen von Chopin, Liszt und Debussy,
gespielt von Pianist Martin Engel und Texten von Heinrich Heine, gelesen von Burkhard Engel

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war Paris das musikalische Zentrum Europas.

„Die edle Tonkunst überschwemmt unser ganzes Leben“, schrieb der scharfzüngige Heinrich Heine, „wie Heuschrecken kommen die Klaviervirtuosen jeden Winter nach Paris.“

Oft berichtete er von der musikalischen Saison in Paris in Zeitungsartikeln, mit denen er ein großes Publikum erreichte. Liszts virtuoses Klavierspiel war nicht zu übertreffen, „bei Liszt denkt man nicht mehr an überwundene Schwierigkeit … es offenbart sich die Musik“.

Noch mehr gefiel Heine Chopin, der „Raffael des Fortepiano“. „Ein halbes Wort, ein halber Ton reichte aus, damit sie sich verstanden, und der Musiker antwortete mit überraschenden Erzählungen auf die Fragen, die der Dichter ihm leise stellte“, beobachtete Franz Liszt.

Claude Debussy, dessen Talent von einer ehemaligen Chopin-Schülerin entdeckt wurde, traf 1885 im Alter von 23 Jahren in Rom den 74jährigen Franz Liszt, der ihm aus seinen romantisch-impressionistischen Klavierwerken (Année de pèlerinage) vorspielte. Liszt sei der größte Pianist, den er je gehört habe, schwärmte Debussy.

Ort: Ratssaal Siegen, Markt 2, Siegen
Eintritt: 10 € / 7 € ermäßigt
Mitveranstalterin: Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft e.V. Siegen und mit freundlicher Unterstützung der Universitätsstadt Siegen

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Sonntag, 10.11., 16 Uhr

Gedenkstunde am Platz der Synagoge

Ansprache: Alon Sander
Kaddisch: Alon Sander
weitere Mitwirkende:
Gäste aus unserem Partnerkreis Emek Hefer (Israel) und SchülerInnen der Gemeinschaftlichen Sekundarschule Burbach-Neunkirchen

Ort: Platz der Synagoge, Obergraben 10, Siegen
Mitveranstalter: Aktives Museum Südwestfalen e. V.

 

14.11: Auf vielfachen Wunsch veröffentlichen wir gerne den Text der Rede, die unser jüdischer Vorsitzender Alon Sander während der Gedenkstunde gehalten hat:

Liebe Freundinnen und Freunde, meine hochverehrten Damen und Herren,

wie an jedem anderen Jahr seit über 60 Jahren versammeln sich hier an dieser Stelle Menschen, denen das Erinnern an die Vergangenheit wichtig ist. Wichtig, um eine Gegenwart besser zu betrachten und zu verstehen, damit eine bessere Zukunft gestaltet werden kann. Das ist der Sinn des Gedenkens, der Grund zur alljährlichen Gedenkstunde an diesem Ort.

Der Ort, an dem die Synagoge Siegens stand. Eine Synagoge, die Integration in der Stadt sowie einen Beitrag für das gemeinsame Leben im Siegerland und dessen Kultur symbolisieren wollte. Eine Synagoge als Treffpunkt einer jungen, frischen jüdischen Gemeinde, um das jüdische Leben und jüdische Kultur zu gewähren – in einem herausfordernden, ländlichen siegerländer Kontext. Eine Synagoge als Ort der Bildung für Jugendliche. Eine Synagoge zum allwöchentlichen Torah-Lesen und zum täglichen Beten.

Vor genau 81 Jahren, am 10. November 1938, wurde der landesweite Befehl auch in Siegen vollzogen. Die Synagoge war in Brand gesetzt worden, die Zuschauer stellten sich davor, die Feuerwehr sorgte dafür, das naheliegende Gebäude kein Feuer fingen. Mitten in Siegen brannte das Haus Gottes lichterloh. Die heiligen Schriften, vor allem die Torah-Rollen, die eine Synagoge erst zu einer solchen machen, brannten. Fetzen flogen zerstört und verkohlt durch die Luft. Das Gebäude brannte und wurde verwüstet, mit ihm brannte das jüdische Leben in Siegen und wurde unwiderruflich zerstört, für immer.

Diese verbrecherischen Taten richteten sich gegen andere Deutsche, weil sie eben anders waren. Deutsche haben andere Deutsche angegriffen: in der Öffentlichkeit, im Tageslicht und unter der schweigenden Billigung der Gesellschaft. Deutsche haben andere Deutsche grundlos verhaftet, deren Besitz zerstört oder beschlagnahmt, ihnen Angst und Schrecken eingejagt, über 1300 ermordet.

Mit ihrem Wahn haben sie Deutschland ins Verderben geführt – nicht nur wegen des Kriegs. Die Kriegsschäden konnten wieder aufgebaut werden. Von der Zerstörung allen jüdischen Lebens hat sich Deutschland aber noch nicht erholt. Kulturell, gesellschaftlich, wirtschaftlich. In den letzten Jahren gab es aber Hoffnung. Jüdisches Leben blühte wieder auf, zarte Pflänzchen wuchsen, geschützt in Gewächshäusern. Jüdische Stimmen waren wieder vernehmbar in gesellschaftlichem Diskurs. Die Zeit schien reif, eine Rückkehr zu Normalität in Aussicht zu stellen. Vom Deutschland zu sprechen, das seine Juden schützt und unterstützt. Von den Deutschen, die ihre historischen Lehren verinnerlicht haben und sich bewusst dem Hass in den Weg stellen. Und dann kam Halle.

Vor einem Jahr waren wir hier auch verstört – in den USA, wo ein ganz anderer Klimawandel innerhalb der Gesellschaft stattfindet, hat ein Rechtsextremist eine Synagoge in Pittsburgh angegriffen. In einem Land, in dem jüdisches Leben sicher schien. Eine antisemitische Welle von Schandtaten folgte. Aber von hier, von der anderen Seite des Atlantiks schien es eine politische Entwicklung zu sein. Eine amerikanische Singularität.

Ein Jahr später haben wir ein Problem. Es sind längst nicht mehr „Alarmsignale“, wie Frau Kramp-Karrenbauer nach dem Attentat von Halle behauptete – die Alarmsignale verstummten schon vor Jahren. Wir befinden uns mittlerweile in einem Kampf. Das Wegducken hilft nicht mehr. Auch nicht die öffentliche Betroffenheit und auch nicht die selbstverständlich allerorts vernehmbare Verurteilung durch Verlautbarungen und Erklärungen. Das Problem ist hier und es geht nicht weg.

Hier muss ich ganz deutlich und klar sein: Nicht die Juden haben ein Problem. Antisemitismus ist kein neues Problem für Juden. Er ist aber ein Problem für Deutschland. Ein Problem, das alle Deutschen betrifft. Er ist ein Angriff auf die deutsche Gesellschaft, er stellt einen Widerstand gegen unsere Verfassung dar. Jahrzehnte lang konnten Deutsche sich damit trösten, dass Juden wieder, oder immer noch, in Deutschland leben. Als Beweis, dass die NS-Zeit vorbei ist und dass ein neues, sensibilisiertes Deutschland Fortschritt macht. Juden wurden akzeptiert, als Phänomen beachtet und beschützt. Aber das Judentum wurde nicht in die deutsche Gesellschaft integriert. Juden bleiben ‚die Anderen‘, sie sind nicht ein Teil von „Wir“, schon gar nicht von „Wir Deutschen“.

Dazu schreibt der ehemalige ARD-Korrespondent Richard Schneider in einem vielbeachteten Artikel in der „Zeit“: „Das ist die bittere Erkenntnis, der wir Juden in Deutschland uns stellen müssen: Wir sind nur ein Alibi. Was also muss noch passieren, bis auch wir begreifen: Es reicht?“

Schneider ist ausgewandert. Seit Jahren warnen Juden und Sozialforscher vor dem virulenten Antisemitismus, der nie weg war. Nur eine Zeit lang versteckt. Es hieß immer wieder zur Antwort: „ganz schlimm, aber…“ Nach dem „aber“ kommt immer das Wichtige: es sind nur ein paar Wenige, oder: das nehmt ihr zu eng, es ist nicht so gemeint, oder: das hat nicht mit Euch zu tun, es ist eine Reaktion auf was anderes…

Antijüdische Äußerungen am Stammtisch oder beim Tischgespräch, Redewendungen, die ohne Bedacht benutzt wurden, verstohlene verächtliche Blicke. Sie existierten weiterhin. Alle Juden in Deutschland erleben sie. Auch die positiven Vorurteile: die Juden sind ach so intelligent. Ihr wisst über Geld Bescheid. Und so weiter. So oder so: Die Juden stehen immer für etwas anderes, etwas was man selber nicht ist. Kein Wunder, dass Forschungen immer wieder herausfanden, Deutsche möchten keine eigenartigen jüdischen Nachbarn. Oder glauben, Juden haben zu viel Macht in der Welt, zu viel Einfluss in den Medien. Die Zahlen sind immer gleich: zwischen zwanzig und dreißig Prozent der Deutschen. Latent noch mehr. Und diese werden nicht von Trauerbekundungen oder von Betroffenheit beeindruckt. Und sie werden immer schamloser, direkter, konkreter. Mittlerweile fühlen sie sich wohl in einer Gesellschaft, zu der sie gehören, in der sie eine Gruppe bilden, die sich selbst bestätigt und verstärkt.

Die Täter mehrerer Gewaltangriffe gegen Juden laufen noch frei umher – der Angriff auf ein jüdisches Altersheim in München, der Paketbombenanschlag auf Heinz Galinski und der Sprengstoffanschlag auf dessen Grab, der Mord am Verleger Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Fride Poeschke, der Sprengtsoffanschlag auf ein Holocaust-Mahnmal in Berlin, der Bombenanschlag am S-Bahnhof Wehrhahn in Düsseldorf, der Anschlag auf das jüdische Restaurant in Chemnitz – und viele anderer mehr.

Für deutsche Richter reichen indes antisemitische Aussagen nicht zur Verurteilung – der Vorwurf, Antisemit zu sein, ist ein „schwerwiegender Vorwurf“ und ein „erheblicher Eingriff in das Persönlichkeitsrecht, er hat eine Prangerwirkung“ und darf daher nur bei Menschen, die in ihrem „ganzen Tun und Denken als Antisemiten einzustufen sind“ angewandt werden. Ein Brandanschlag auf die Wuppertaler Synagoge, eine deutsche Synagoge, in der deutsche Juden beten, wird vom Gericht als „Reaktion auf israelische Politik“ anerkannt und milde bestraft.

Ganz anders als die Vorsicht bei Antisemiten – die Juden. Wir müssen uns immer wieder verteidigen, erklären, aufklären. Nach Schutz in der Gesellschaft suchen. Unsere Besonderheiten werden bestenfalls übersehen. Veranstaltungen zur Integration und über Antisemitismus finden ohne Bedacht am jüdischen Schabbat statt. Staatsarbeiten müssen am Jom Kippur geleistet werden, das Schächten wird verboten und verpönt, die Beschneidung wird mit einem Akt perfider Misshandlung verglichen. Nur bei Gelegenheiten, bei denen Muslime schlecht gemacht werden, wird plötzlich eine Einheit beschwört und von einer „Judeo-Christlichen Kultur“, die es nie gab, als angeblicher Gegenteil zum fremden Islam fabuliert.

Darüber hinaus müssen nicht die Antisemiten, sondern die Juden in Angst leben. Polizeieinheiten vor den Synagogen und bei Veranstaltungen, israelische Nationalmannschaften die nicht in offizieller Kleidung auf die Straße dürfen, Rabbiner die bespuckt, bedroht und geschlagen werden, jüdische Kinder, die in der Schule gemobbt und diskriminiert werden. Fünf Mal am Tag, jeden Tag, sieben Mal in der Woche, werden in Deutschland antisemitische Straftaten verübt.

Und dabei sind wir Juden nicht weniger Deutsch als alle Anderen. Gerade, dass wir uns tagtäglich, trotz allem, dafür entscheiden, hier zu leben, dass wir hier unsere Kinder in die Schule schicken, dass wir Deutsch sprechen und gesellschaftlich aktiv sind, sind Beweise dafür – falls diese nötig sind. Trotzdem glaubt die Hälfte der Nichtjuden nicht an die „Loyalität“ der Juden zu Deutschland. Vielmehr – es reicht nicht, deutscher Staatsbürger zu sein, oder hier geboren zu werden und Deutsch zu sprechen. Um als „echter Deutscher“ zu gelten, erfahren wir in den sozialen Meiden, darf man keinen Migrationshintergrund haben. Auch nicht in den vorherigen Generationen. Dieser Schwachsinn einer ethnischen Zugehörigkeit erinnert an die Zeiten der „Reinheit des Blutes“ aus Inquisition-Spanien, als den Altchristen die Neu-Christen nicht gefielen.

Kein Jude ist zufällig in Deutschland, es ist immer eine Entscheidung für das Land und für die deutsche Gesellschaft. Aber auch Deutsche wandern aus. Gerade Juden und gerade dann, wenn Gefahr droht. Das haben wir aus der Geschichte gelernt.

Wird sich Deutschland erst dann wirklich damit auseinandersetzen, wenn keine Juden mehr in Deutschland leben, wie Schneider verzweifelt vermutet? Bleibt es dabei, dass eine gewissenhafte Minderheit, eine Randgruppe wenn man will, an Mahnwachen und Gedenkstunden teilnimmt und sich betroffen fühlt? Oder werden die Deutschen wach und die Anfänge abwehren? Werden Richter und das deutsche Gesetz jede antisemitische Äußerung als solche anerkennen und sanktionieren? Werden Straftäter als solche wahrgenommen und deren Festnahme und Verurteilung konsequent durchgeführt? Werden Lügen und Verschwörungstheorien ohne Ausnahme als solche entlarvt und öffentlich gemacht?

Das bezweifle ich.

Dafür müsste die deutsche Gesellschaft sich grundlegend ändern. Es geht nämlich nicht nur um Antisemitismus und Juden. Auch das ist ein Symptom, Symptom eines tief verwurzeltes Problems: die Angst vorm Anderssein. Diese Angst schürt Vorurteile und Hass. Deshalb sind Muslimenhass und Aversion gegen Flüchtlinge immer ganz nah beim Antisemitismus. Es geht um das wir und um „die Anderen“.

Um es mit Karl Popper zu sagen: Wir müssen entscheiden, ob wir als Gesellschaft Sparta sind: geschlossen und abgeschottet gegen Veränderungen und Einflüsse, oder möchten wir Athen sein: offen, transparent und reformfähig. Das ist die Skala, die entscheidend ist für die Entwicklung der Gesellschaft in Deutschland aus ihren Fallen, hin zu einer wirklich solidarischen Gesellschaft – in der Antisemitismus sowie Rassismus und andere Diskriminierungen besiegt werden könnten.

Es geht um das Anderssein. Um die Angst, aufzufallen, nicht konform zu sein. Denn damit ist man in Deutschland „der Andere“. Der Andere ist immer ein unverstandener Fremder. Und vom Fremden zum Feind ist der Weg auch nicht lang. Vor Kurzem erst schrieb eine Redakrteurin der „Jüdischen Allgemeinen“ über ihren Ärger, von ihrer Umgebung als „anders“ beachtet zu werden, dabei sei sie doch genau so wie alle Anderen! Das sehe ich völlig anders. Natürlich sind wir unterschiedlich, und natürlich bin ich anders, in dem ich ein Jude bin. Wie könnte es anders sein? Um so zu sein wie Christen müsste ich mich selbst leugnen, meine Erziehung, meine Denkweise. Wozu sollte ich es tun?

Nein, ich freue mich anders zu sein als meine Nachbarn, und ich freue mich ein Deutscher zu sein, genau wie sie auch. Es ist ja der Pluralismus, der eine Gesellschaft lebendig, dynamisch und lebenswert macht. Es ist für mich eine Freude, Menschen zu treffen, die anders sind und mich mit ihnen – auf Deutsch – zu unterhalten. Ob sie katholisch oder evangelisch, muslimisch oder hinduistisch sind, ob homosexuell  oder einfach viel größer als ich, ja sogar weiblich  – sie sind alle anders als ich. Und sie sind interessant, und lehrreich.

Wir müssen lernen, dass unser Glauben vielleicht für uns ein Ideal darstellt, aber dass die Antworten, die für uns stimmen, nicht unbedingt für Andere auch stimmen. Durch Begegnung lernen wir dazu, können uns selbst neu betrachten und unser Weltbild immer wieder neu prüfen. Es ist vielleicht lästig und anstrengend, es macht uns aber kompletter und stärkt uns letztendlich.

Es ist kein Wunder, dass vor allem jüdischstämmige Philosphen und Soziologen sich mit dem Wesen des „Anderen“ beschäftigt haben, wie Popper, Martin Buber, Edmund Husserl und andere. Denn seit dem Mittelalter sind die Juden in Europa der Inbegriff des „Anderen“. Die Erfahrung, ein Anderer zu sein, und sich damit abzufinden, ist essentiell im europäischen Judentum. Dadurch entsteht ein Verständnis für andere „Andere“. Und ein Gefühl des Zusammenhaltens. Wir müssen lernen, den Anderen nicht als Fremden zu betrachten, sondern als Wegbegleitung. Als Ergänzung und als Gegengewicht. Viele heterogene Individuen erzeugen eine Starke Gruppe. Gerade die Unterschiede sind es, die uns als Gruppe stabiler und resistenter machen. Wir müssen es nur zulassen.

Wer es nicht sieht, sind diejenigen, die an Verschwörungen glauben und sich autoritäre Führer und strikte Regel wünschen. Sie sind es, die Hass schüren, weil sie Angst haben. Angst vor Änderung, Furcht vor der Wahl. Menschen, die nicht an Menschlichkeit glauben wollen und lieber einfache, karge Antworten fürs Leben haben möchten. Sie sind Sparta. Sie wollen sich dücken, abschotten und die Augen vor der Welt schließen. Sie möchten glauben, sie sind die Besten und die Einzigen. Deshalb haben sie nur Hass übrig für diejenigen, die das Gegenteil beweisen.

Vor siebzig Jahren entstand unser Grundgesetz. Es ist beileibe nicht perfekt, aber es wächst zusammen mit der Gesellschaft, ändert und verbessert sich. Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dieser deutsche Satz ist unnachahmlich – und stellt die Wasserscheide dar. Wer in Deutschland lebt und hinter diesem Satz steht, ist ein Teil von uns. Ein Teil von einem großen „Wir in Deutschland“. Ein Teil von Athen. Wer aber Menschen verachtet und Menschlichkeit verschmäht, wer Verbrechen übt und Andere verletzt, ist der Feind. Egal in welcher Farbe und woher sie kommen – sie sind diejenigen, die eine Gesellschaft abwehren sollte.

Wir müssen uns nun entscheiden, welches Deutschland wir haben wollen. Ein Deutschland der Vergangenheit, über Blut definiert, abgeschottet und gegen das Moderne, in der verbitterte Menschen leben, die besser als andere sein wollen, um von ihrer eigenen Leere und Versagen abzulenken?

Oder ein offenes Deutschland, in dem Pluralismus und Multikuturalismus positiv geladen sind, in dem Menschen leben, die alles tun zum Wohle aller? Es kann nicht beides geben, wir müssen entscheiden. Hier stehend, wissen wir, wozu ein altes Deutschland fähig ist. Hier ist der Ort und jetzt ist die Zeit, in der die Entscheidung am einfachsten ist.

 

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Dienstag, 19.11., 19.30 Uhr

„Mordechai Gebirtig – Es brennt“
Eine Multi-Media-Veranstaltung
von und mit Uwe von Seltmann

Wenn die Geschichte anders verlaufen wäre und nicht Millionen Juden mitsamt ihrer Kultur vernichtet worden wären, so der italienische Künstler Rudi Assuntino, wäre der jiddische Dichter Mordechai Gebirtig heute so populär wie die Gershwin-Brüder. Gebirtig, auch der »Vater des jiddischen Liedes« genannt, wurde 1942 im Krakauer Ghetto von Nationalsozialisten ermordet. Doch rund 170 seiner Gedichte und Lieder haben die Schoah überlebt. Heute wie damals sind sie ein bedeutendes Zeugnis jüdisch-europäischer Kultur und werden weltweit von namhaften Künstlern gesungen und interpretiert. Gebirtigs bekanntestes Lied S’brent (Es brennt) war während der NS-Zeit die inoffizielle Hymne jüdischer Widerstandskämpfer, heute wird es in Israel zu jedem Holocaust-Gedenktag angestimmt.

Ort: Bürgerhaus Hilchenbach-Müsen, Merklinghäuser Weg 3a, Hilchenbach
Mitveranstalter: Bürgerforum/Dorfgemeinschaft Müsen

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Dienstag, 26.11., 19 Uhr

„Stresstest für die Demokratie“
Kann Populismus zum Stressauslöser werden und wie beeinflusst Populismus die demokratischen Prozesse in Deutschland?

Lesung aus dem Buch „Gauland – Die Rache des alten Mannes“ und anschließendes Gespräch mit ARD-Reporter Olaf Sundermeyer

Kann Populismus zum Stressauslöser werden und wie beeinflusst Populismus die demokratischen Prozesse in Deutschland? Im Mittelpunkt steht die Frage, wie ein weiteres Auseinanderdriften der Gesellschaft verhindert werden kann, damit unsere demokratischen Zustände gewahrt werden können.

Ort: BlueBox-Siegen, Sandstr. 54, Siegen
Mitveranstalter: Kreis- und Stadtjugendring, Kath. Hochschulgemeinde, Verein für Soziale Arbeit u. Kultur Südwestfalen

Die Veranstaltung wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.