November 2020

Unsere Veranstaltungen im November 2020

 

Montag, 02.11., 19 Uhr

„Von Gott reden – im Land der Täter“

Referent: Dr. Norbert Reck (München)

Ort: Gemeindehaus der Ev. Nikolaikirche, Pfarrstr. 2, Siegen

Mitveranstalter: Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen

Wenige Tage nach dem 9. November 1938 predigte der evangelische Pfarrer Helmut Gollwitzer in Berlin: „Was muten wir Gott zu, wenn wir jetzt zu Ihm kommen und singen und die Bibel lesen, beten, predigen, unsere Sünden bekennen, so, als sei damit zu rechnen, dass Er noch da ist und nicht nur ein leerer Religionsbetrieb abläuft!“ Andere Christen fragten unschuldig, wie Gott die Plünderungen und Zerstörungen der jüdischen Gotteshäuser und Geschäfte zulassen konnte. Und die Juden blickten in jenen Tagen noch mit ganz anderen Augen auf Gott. Angesichts der Verfolgungen und Morde ist das Reden von Gott im „Land der Täter“ nicht mehr abstrakt – und auch nicht unschuldig. Der Theologe Norbert Reck erinnert an den 9. November 1938 und geht der Frage nach, was wir tun, wenn wir von Gott reden – damals und heute.

Reck gehört seit vielen Jahren zu den Theologen, der sich intensiv mit den historischen und theologischen Ursachen und Folgen christlicher Schuld und Verantwortung im Blick auf Antijudaismus und Antisemitismus auseinandersetzt. Sein im letzten Jahr erschienenes Buch „Der Jude Jesus und die Zukunft des Christentums“ ist aktuell für den mit 40.000 Euro dotierten und renommierten „Wissen Sachbuchpreis für Geisteswissenschaften“ nominiert. Reck ist u.a. Mitglied im Gesprächskreis Juden und Christen beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Gemeinsam mit Paul Petzel hat er auch die viel beachtete Handreichung herausgegeben: »Von Abba bis Zorn Gottes. Irrtümer aufklären – das Judentum verstehen«.
Als langjähriger Publizist u.a. regelmäßig für den Bayrischen Rundfunk versteht er es komplexe Zusammenhänge verständlich, anschaulich, konkret und „geerdet“ zu vermitteln.

Anmeldung im Büro!
0271-20100 dienstags und donnerstags oder
cjz.siegen@t-online.de

20.10.: Coronabedingt muss die Veranstaltung leider verschoben werden. Wir hoffen sie am 02.11.21 nachholen zu können.

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Dienstag, 10.11., 16 Uhr

Gedenkstunde am Platz der Synagoge

In Anbetracht der stark steigenden Infektionszahlen haben wir uns, als Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, dazu entschieden auf eine große Präsenzveranstaltung, wie in der sonst üblichen Form, zu verzichten.
Natürlich bedauern wir diesen Schritt zutiefst, aber Ihre und unsere Gesundheit ist uns sehr wichtig.
Wir bitten Sie daher in diesem Jahr am Dienstag, 10.11.20,
16 Uhr nicht zum Platz der Synagoge zu kommen!

Natürlich werden wir auf keinen Fall auf das Gedenken verzichten und haben uns deshalb eine Alternative überlegt:

Wir werden die Gedenkstunde, mit wenigen Beteiligten, vor Ort halten und den Ablauf aufzeichnen.
Das Ergebnis können Sie sich dann über einen Link hier auf unserer Homepage und auch auf unserer Facebookseite anschauen.
Damit das Gedenken ein bisschen persönlicher werden kann, möchten wir Sie bitten (natürlich nur, wenn Sie möchten) im Laufe des Tages (am besten bis 16 Uhr), z.B. eine Rose auf dem Podest, wo normalerweise das Rednerpult steht, abzulegen.

Wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr wieder in der gewohnten Form gedenken können und dürfen.

Folgender Ablauf ist geplant:

Moderation: Ev. Vorsitzender Raimar Leng
Ansprache: Mehmet Daimagüler
Ansprache : Dr. Galit Shaul, Landrätin Partnerkreis Emek Hefer, Israel
(in Stellvertretung verlesen von Benjamin Schneider, Beisitzer des Vorstands)
Kaddisch: Alon Sander

Auf die schulische Beteiligung müssen wir in diesem Jahr leider verzichten.

Mitveranstalter ist das Aktive Museum Südwestfalen e. V.

Wir freuen uns über die Förderung von

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Dienstag, 10.11., 20 Uhr   

„Die Judenbank“ – Volksstück für einen Schauspieler von Reinhold Massag

Eine Produktion des Theaters Poetenpack aus Potsdam

Ort: Gebrüder-Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 1, Hilchenbach-Dahlbruch

Eintritt: Balkon 24 €; Parkett 22 € / 20 € / 18 €; SchülerInnen/Studierende 10 €

Ordnung ist ein hohes Gut! Dies gilt nicht zuletzt in verbrecherischen Polit-Systemen. Auch Diskriminierung, Verfolgung und Mord müssen „ordentlich“ vor sich gehen, brauchen Anleitungen und Anweisungen, die zu befolgen sind, verlangen nach bürokratischem Handeln in hierarchischen Strukturen. Nach der Pogromnacht vom 9. zum 10. November 1938 erhalten immer mehr Park- und Ruhebänke in Deutschland Schilder mit der Aufschrift „Nur für Arier“. So wird auch die Lieblingsbank des schwer versehrten Dorfbewohners Dominikus Schmeinta eines Tages „dekoriert“. Allerdings – und so schafft der Autor die Grundlage der Groteske – steht auf dem Schild: „Nur für Juden“. Damit ist die Bank für Dominikus tabu, ihre Benutzung strafbar. Da Dominikus ein gesetzestreuer Bürger ist, fügt er sich der Anordnung. Aber er denkt nach: Wenn auf „seiner“ Bank nur Juden sitzen dürfen, dann will er eben Jude werden. Er schreibt an das „Rassehauptamt“, um „die Aufrechterhaltung seines Sitzgewohnheitsrechtes zu erbitten“. Er betont seine politische Harmlosigkeit und Zuverlässigkeit: „Ich tät den Führer schon auch unterstützen, …“. Auf seine Bank und das Ausruhen dort möchte er allerdings nicht verzichten! Ein grotesk-tragikomisches Geschehen entwickelt sich auf der Bühne. Es gibt viel Komik, Anlässe zu Lachen, das einem aber zuweilen im Halse stecken bleibt. Dem, der glaubt, dies alles sei „Geschichte“, ist nicht zu helfen!

„Die Judenbank“ beschreibt das Leben in einem kleinen Dorf in der deutschen Provinz unter der Naziherrschaft. In kurzen, witzigen und pointierten Anekdoten wird beinahe beiläufig über die alltägliche Korruption, Machtanmaßung, Denunziation und tödliche Gewalt im Dritten Reich berichtet. Im Stück wird von einer verrückten Begebenheit, von Dummheit, Heuchelei und Bauernschläue erzählt. Die Geschichte von dem einfachen, schwer versehrten Dorfbewohner Dominikus Schmeinta, der eines Tages nicht mehr auf seiner Lieblingsbank sitzen darf, weil darauf ein Schild befestigt ist: „Nur für Juden”.  Dominikus versteht die Welt nicht mehr und beginnt, über die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf das Leben in seinem Dorf zu grübeln. Die tragikomische Pointe: Er ist einer, der Verbote und Gebote achtet. Und wenn auf seiner Bank nur ein Jude sitzen darf, dann will er eben Jude werden. Ein verlogenes Idyll, ein Dorf, in dem sich eine Epoche widerspiegelt, kritikloses Mitläufertum, der ganz gewöhnliche Faschismus.

Bänke mit der Aufschrift „Nicht für Juden“ waren einmal Realität in Deutschland und Ausdruck der antisemitischen Politik der Nationalsozialisten. Mit Mitteln der Groteske beschreibt der Autor, Reinhold Massag, die Begebenheiten rund um eine „Judenbank“ mit umgekehrter Aufschrift. Es gibt komische Momente, auch befreiendes Lachen, das einem manchmal jedoch im Halse stecken bleibt.  Lars Wild verkörpert nicht nur Dominikus Schmeinta, sondern schlüpft in die Rollen sieben weiterer Dorfbewohner.

Besetzung: Spieler Lars Wild, Ausstattung Bettina Plesser, Dramaturgie Constanze Henning, Regie Team

Der Spieler Lars Wild  *1969, Schauspiel-, Gesangs- und Tanzunterricht in New York, Zürich und Berlin / diverse TV-Produktionen / Engagements bei verschiedensten Theaterproduktionen, u.a. HB-Theatre New York, UBU-Theatre New York, Freies Theater München, Tiyatrom Berlin Amsterdam, Theatersport, Theater an der Angel Magdeburg, Max-Beckmann-Saal Berlin / diverse Gastauftritte an Berliner Bühnen und anderen Theatern in Deutschland und der Schweiz / drei Solostücke im Repertoire / seit 1999 beteiligt an zahlreichen Inszenierungen des Theaters Poetenpack: „Offene Zweierbeziehung“ von Dario Fo, Improvisationstheater „Skatchmo“, „Geliebter Mars“ von Wilfried Happel, „Casablanca“ Film-PlaybackTheater, „Männerhort“ von Kristof Magnusson sowie „Zwei Herren aus Verona“, „Viel Lärm um nichts“, „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Ein Sommernachtstraum“, „Maß für Maß“, „Ende gut, alles gut“ und „Was ihr wollt“ von William Shakespeare sowie „Der Menschenfeind“ von Molière in der Übersetzung von Hans Magnus Enzensberger    

Text: Theater Poetenpack

Die Eintrittskarten sind ausschließlich beim Gebrüder-Busch-Kreis erhältlich!

04.11.: Coronabedingt muss die Veranstaltung leider verschoben werden. Wir teilen den neuen Termin, wenn er feststeht.

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Donnerstag, 12.11., 19 Uhr

BDS & Co.
Boykottkampagnen gegen Israel und ihre fragwürdigen Hintergründe

Vortrag von Alex Feuerherdt (Köln)

Ort: Haus der Kirche, U1, Burgstraße 21, Siegen

Mitveranstalter: Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen

Israel ist nicht nur immer wieder terroristischen Angriffen durch islamistische Organisationen wie die Hamas und die Hisbollah ausgesetzt, sondern wird zunehmend auch mit politischen Kampagnen zu seiner Dämonisierung und Delegitimierung konfrontiert. So fordert vor allem die nicht nur in den palästinensischen Gebieten, sondern auch in vielen anderen Ländern tätige BDS-Bewegung (BDS steht für „Boycott, Divestment, Sanctions“) einen umfassenden Boykott und eine Isolation des jüdischen Staates sowie Kapitalabzug, Embargos und Zwangsmaßnahmen – auf wirtschaftlichem, politischem, akademischem und künstlerischem Gebiet. Sie gibt dabei vor, für die Menschenrechte einzutreten, doch die weitaus meisten ihrer Aktivisten befürworten keine Zweistaatenlösung, sondern negieren das Existenzrecht Israels.

Die Bewegung ist gut vernetzt und verfügt über Einfluss, der bis in wichtige Nichtregierungs- und Menschenrechtsorganisationen sowie in Gremien der Vereinten Nationen hineinreicht. In der Öffentlichkeit und den Hochschulen sind sie ebenfalls sehr präsent, vor allem in Großbritannien und den USA. Immer wieder stören BDS-Aktivisten massiv Veranstaltungen mit israelischen Wissenschaftlern, Politikern und Künstlern. Der Deutsche Bundestag sowie mehrere deutsche Städte und Parteien haben mittlerweile Beschlüsse verabschiedet, in denen die BDS-Bewegung als antisemitisch eingestuft wird und ihre Aktivitäten klar abgelehnt werden.

In seinem Vortrag wird Alex Feuerherdt die Entstehung, die Hintergründe und die Auswirkungen dieser Boykott- und Delegitimierungskampagnen analysieren, einen Überblick über ihre Akteure geben und sich mit der Ideologie und Praxis der BDS-Bewegung auseinandersetzen. Zudem wird er begründen, warum diese Bewegung den Palästinensern mehr schadet als nutzt und weshalb es ihr ohnehin nicht um das Wohl der Palästinenser geht, sondern vor allem darum, Israel zu schaden.

Zum Referent: Alex Feuerherdt ist freier Publizist und lebt in Köln. Er arbeitet schwerpunktmäßig zu den Themen Israel, Nahost, Antisemitismus und Fußball und schreibt regelmäßig unter anderem für die Jüdische Allgemeine, n-tv.de, die Jungle World und Konkret. Außerdem ist er der Betreiber des Blogs Lizas Welt.

Anmeldung im Büro!
0271-20100 dienstags und donnerstags oder
cjz.siegen@t-online.de

20.10.20: Die Veranstaltung muss leider, coronabedingt, auf Dienstag, 07.09.2021 verschoben werden!

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Freitag, 20.11., 10.30 Uhr 

Wie begegnet ein Fußballverein Extremismus und Antisemitismus?
Besuch der Schalke-04-Veltins-Arena. Anschließend Besuch der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen mit Führung, Shabbatfeier und Kiddusch.

Abfahrt: Hallenbad Löhrtor, Löhrtor 15, Siegen

Leistungen: Hin- und Rückfahrt im modernen Reisebus, Führungen im Stadion und in der jüdischen Gemeinde, Teilnahme an der Shabbatfeier und am Kiddusch

Kosten:  20,– € / 10,– € Schüler/Studierende/Geringverdiener

Anmeldung im Büro!
0271-20100 dienstags und donnerstags

20.10.20: Die Studienfahrt muss leider, coronabedingt, verschoben werden! Wir hoffen auf die Durchführung im nächsten Jahr. Sobald das Datum feststeht werden Sie es unter den Veranstaltungsterminen für das Jahr 2021 finden.

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Donnerstag, 26.11., 19 Uhr 

Der Exodus der Juden aus der arabischen Welt & dem Iran
Diskriminierung, Flucht & Vertreibung

Vortrag von Politikwissenschaftler Dr. Stephan Grigat (Passau)

Ort: Ev. freik. Gemeinde, Weststr. 11, Siegen

Mitveranstalter: Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen

Würde es mit rechten Dingen zugehen, wäre bei jeder Diskussion über den Konflikt Israels mit seinen arabischen Nachbarn stets auch von der Flucht und Vertreibung nahezu aller Juden aus der arabischen Welt und aus dem Iran die Rede, die außerhalb Israels kaum im Bewusstsein sind. Die gerade auf Deutsch erschienene Studie des französischen Historikers Georges Bensoussan über „Die Juden der arabischen Welt“ ruft die Flucht von etwa 900.000 Juden aus den arabischen Ländern in Erinnerung und zeigt, dass die Radikalisierung der arabisch-islamischen Judenfeindschaft vor der israelischen Staatsgründung einsetzte und in vielen Aspekten eine Reaktion auf die partielle Autoemanzipation der Juden in den arabischen Gesellschaften war.

Der Vortrag wird die Situation der Juden in den arabischen Gesellschaften und dem Iran skizzieren, die Bedeutung der arabisch-jüdischen Flüchtlinge für Israel thematisieren und der Frage nachgehen, warum das Schicksal der jüdischen Flüchtlinge aus den arabischen Ländern und dem Iran bisher kaum thematisiert wurde.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Uni Wien, Dozent für Politikwissenschaft an der Uni Passau, Permanent Fellow am Moses Mendelssohn Zentrum der Uni Potsdam und Research Fellow am Herzl Institute for the Study of Zionism and History der Uni Haifa. Er ist Autor von „Die Einsamkeit Israels“ und Herausgeber von „AfD & FPÖ“ sowie „Iran – Israel – Deutschland“. Zuletzt hat er die Einleitung zu Georges Bensoussans Buch „Die Juden der arabischen Welt“ geschrieben, das bei Hentrich & Hentrich erschienen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anmeldung im Büro!
0271-20100 dienstags und donnerstags oder
cjz.siegen@t-online.de

08.10.20: Die Veranstaltung muss leider, coronabedingt, auf Mittwoch, 22.09.2021 verschoben werden!