März 2023

Unsere Veranstaltungen im März 2023

Rahmenprogramm zur Woche der Brüderlichkeit

Veranstaltungsort:

Alle Veranstaltungen des Rahmenprogramms zur Woche der Brüderlichkeit finden in der Städtischen Galerie Haus Seel, Kornmarkt 20, Siegen statt.
Der Besuch ist kostenlos. Über eine Spende würden wir uns freuen.
Die im Folgenden aufgeführten Veranstaltungen bilden nicht nur das Rahmenprogramm zur Woche der Brüderlichkeit, sondern sind auch der Beitrag der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland zum Rahmenprogramm der Anne-Frank-Ausstellung. Diese wird vom 3. März bis 30. März 2023 im Kundenzentrum Morleystraße der Sparkasse Siegen gezeigt.

 

Sonntag, 05.03., 16 Uhr

Alfred Kerr: „Wo liegt Berlin?“ (1867-1948)
Vortrag und Lesung von Dr. Marlies Obier und Werner Stettner

© privat

 

 

 

 

 

 

„Ich sehe zurück. Ich war ein Kritiker“ setzte Alfred Kerr seinen 1917 erschienenen „Gesammelten Schriften“ voran. Jahrzehnte seines Lebens schrieb er täglich für Zeitungen und Zeitschriften. Er hatte aus der Kritik der Literatur eine eigene Kunst gemacht: „die Kritik muss selber ein Kunstwerk sein“. Alfred Kerrs Sprache war unverwechselbar und sein Blick war genau.

Als sehr junger Mann von Breslau nach Berlin kommend, hatte er sich dort bald als Theaterkritiker einen Namen gemacht. Gerhart Hauptmann und Henrik Ibsen, und später Ernst Toller waren für ihn die wichtigsten Dramatiker ihrer Epoche. Das Wilhelminische Deutschland und die Weimarer Republik waren die beiden Zeiten, in denen er schreibend lebte, bis er 1933 als bekannter Gegner der Nationalsozialisten und als Jude sofort aus Deutschland fliehen musste. Seine Schriften wurden bei der „Bücherverbrennung“ im Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz verbrannt. Aus seinem Exil in London erhob er seine Stimme weiter gegen den Nationalsozialismus. Der achtzigjährige Alfred Kerr kehrte 1948 auf Einladung der britischen Behörden noch einmal zu einer Vortragsreise in das befreite und zerstörte Deutschland zurück. Am gleichen Abend nach seinem Flug in Hamburg ankommend, besuchte er, wie immer und früher in seinem Leben, das Theater und erlitt während der Vorstellung einen schweren Schlaganfall, an dessen Folgen er aus eigenem Willen starb.

„Wo liegt Berlin?“ ist der Titel der Sammlung seiner „Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900“. Sie sind frisch, klug und humorvoll. Beginnend im Monat Januar 1895 und im Winter der vergangenen Literatur schreitet noch der alte Herr Fontane mit dickem Schal durch die Straßen Berlins. Der Kaiser hat keine Freude an dem baldigen Frühling der neuen naturalistischen Literatur, aber Alfred Kerr!
(Text: Dr. Marlies Obier)

 

Donnerstag, 16.03., 19 Uhr

Danach – Zur Tradierung extremen Traumas in Deutschland. Szenisches Erinnern der Shoah
Ein Vortrag von Dr. Kurt Grünberg (Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt/M.)

© Kurt Grünberg

 

 

 

 

 

 

 

Angesichts des unüberwindbaren Bruchs, den Auschwitz in der Geschichte der Menschheit markiert und den die Shoah in den Lebenszusammenhängen von Überlebenden und ihren Angehörigen darstellt, nähert sich Kurt Grünberg in seinem Vortrag dem Danach dieses Bruchs. Unter Bezugnahme auf eine kurze Videoaufnahme wird das psychoanalytische Konzept des „Szenischen Erinnerns der Shoah“ illustriert. Dieses Konzept basiert auf der Erfahrung, dass Überlebende ihre Verfolgungserfahrungen wesentlich nonverbal und szenisch erinnern und tradieren. „Szenisches Erinnern der Shoah“ vermittelt sich in den Beziehungen zu Nachkommen, zu Mitmenschen, zur Umwelt – und so auch in den Erfahrungen von Ausgrenzung und Antisemitismus in der bundesrepublikanischen Gegenwart. Dass das extreme Trauma von Überlebenden gerade in den Szenen des Miteinanders zum Ausdruck gebracht wird, bedeutet auch: Es muss als eingebunden in die Gesellschaft, in die Kultur – in das Vergessen und Erinnern Danach – verstanden werden.  

Kurt Grünberg lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er studierte Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Philipps-Universität Marburg und promovierte an der Leibniz Universität Hannover. Er ist Psychoanalytiker (DPV, IPA) in freier Praxis und am Frankfurter Sigmund-Freud-Institut im Forschungsbereich der psychosozialen Spätfolgen der Shoah im post-nationalsozialistischen Deutschland, der transgenerationalen Trauma-Tradierung und aktuell zum Thema Antisemitismus-Erfahrungen der Dritten Generation tätig. Er gehört zu den Gründer:innen des Treffpunkts für Überlebende der Shoah und ist Mitglied des Vorstands der Henry und Emma Budge-Stiftung. Er publizierte zu diesen Fragestellungen sowie zum Konzept des Szenischen Erinnerns der Shoah.
(Text: Dr.Kurt Grünberg)

Der Vortrag wird unterstützt vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein.

 

Sonntag, 19.03., 17 Uhr

„Hommage an George Gershwin“
Ein Konzert mit Esther Lorenz (Gesang und Moderation) und Thomas Bergler (Klavier)

© Mirjam Schwarz

 

 

 

 

 

 

 

George Gershwin, am besten bekannt durch seine Volksoper „Porgy and Bess“ oder die „Rhapsody in Blue“ hat in den zwei Jahrzehnten seiner Schaffenszeit unzählige Musicals und Broadway-Shows geschrieben. Aus diesem reichen Fundus hat Esther Lorenz ein Programm zusammengestellt, das die vielen Seiten Gershwin’s zeigt – die melancholische, lustige, temperamentvolle und sanfte. Melodien, die durch Fred Astaire und Ginger Rogers tanzbar wurden. Esther Lorenz erzählt von den Anfängen des Sohnes russischer Einwanderer, seiner Liebe zum Jazz, dem Konflikt als klassischer Komponist anerkannt zu werden und gleichzeitig seiner Liebe zum Broadway treu zu bleiben.

Lieder wie „Someone to watch over me“ und „Swanee“ sind zu hören, genauso wie Auszüge aus „Porgy and Bess“ – der Oper, die man zur damaligen Zeit verkannte. Eine Hommage an einen Komponisten, dem auf elegante Weise der Spagat zwischen Jazz und Klassik gelungen ist.

 

Wissenwerte Details zum Rahmenprogramm und zur Ausstellung CONTINUOUS finden Sie hier: Einladung WdB_2023