September 2024

Unsere Veranstaltungen im September 2024

Mittwoch, 04.09., 19 Uhr

„Tikkun Olam (Reparatur der Welt) – ein Konzept, das Christen und Juden verbindet?“
Ein Vortrag von Studierendenpfarrer Ralph van Doorn

Wer es noch nicht aufgegeben hat, Zeitung(en) zu lesen und Nachrichten zu hören oder zu sehen, steht vor einer großen Herausforderung: Die Hoffnung nicht zu verlieren.
„Im Osten herrscht Finsternis und im Westen Selbstgefälligkeit. Was ist es um die Nacht? Was ist es um die Nacht? Was ist Geschichte? Kriege, Siege und wieder Kriege! So viele Tote! So viele Tränen! So wenig Bereuen! So viele Ängste! … Müsste man nicht alle Hoffnung fahrenlassen?“ Das sind Worte Abraham J. Heschels, die er 1962 schrieb. Die Herausforderung, nicht zu verzweifeln und zu resignieren, ist so groß, dass sie Menschen unterschiedlicher Prägungen und Identitäten miteinander verbinden kann: In einer umfassenden Bewegung einer neuen Orientierung – hin zu einer besseren Welt! „Nicht wahr, wenn wir nicht untergehen wollen, täten wir etwas Sinnvolles, wenn wir gemeinsam unser Bestes gäben, die Welt zu verbessern. Ich möchte, dass meine drei Enkelkinder Rosa, Charlie und Ava leben dürfen, Zukunft ‚haben‘ – und mit ihnen alle Kinder dieser Erde.“
Die jüdische Tradition kennt das Konzept „Tikkun Olam“: Reparatur der Welt. Der Sache nach finden sich Spuren sicher in der Hebräischen Bibel (Tanach). Die Verheißungen G*ttes an seine erste Liebe Israel atmen die Sehnsucht nach Verbesserung der Welt. Das Verb hinter Tikkun (Taw – Kof – Nun) meint im Predigerbuch (Kohelet) „etwas gerade machen“ … Sonst kommt es in der Bibel nicht vor.
In der Mischna, im Alenugebet und in der Mystik bekommt Tikkun dann höchst dynamische Bedeutungen. Diesen nachzuspüren bedeutet, über G*tt, Schöpfung und die Möglichkeit des Menschen, zum Besseren hin zu denken und zu handeln, ins Gespräch zu kommen. Und: In Tradition und Gegenwart vor allem des liberalen Judentums spielt Tikkun Olam eine große Rolle.
Ich bin davon überzeugt, dass Christenmenschen hier wieder einmal sehr viel von der Schönheit der jüdischen Tradition lernen könnten. Und ich glaube, dass wir im Kraftfeld der Ideen um Tikkun herum gemeinsam unterwegs sein dürfen und werden. (Text: Ralph van Doorn)

Der Vortrag findet in den Räumlichkeiten der Ev. Studierendengemeinde Siegen, Bahnhofstr. 3, in Siegen statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Zusammen mit der Ev. Studierendengemeinde Siegen und der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein laden wir herzlich zum Besuch der Veranstaltung ein.

 

Dienstag, 10.09., 19 Uhr

„Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“
Eine Lesung von Prof. Dr. Meron Mendel (Direktor Bildungsstätte Anne Frank, Frankfurt a. M.)

Nicht erst seit dem Überfall der Hamas am 07.10.2023 auf israelische Siedlungen, gehört die Haltung zu Israel und zum Konflikt mit den Palästinenserinnen und Palästinensern zu einer der umstrittensten gesellschaftlichen Debatten. Seit Beginn des Krieges haben antisemitische Übergriffe in Deutschland stark zugenommen. „Wenn wir in Deutschland über Israel reden, reden wir eigentlich über uns selbst“, sagt Meron Mendel, israelisch-deutscher Historiker und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main. In seinem aktuellen, preisgekrönten Buch stellt er sich dieser „deutschen Debatte“, die seit dem 7. Oktober eine ganz neue Brisanz hat, denn viele Menschen suchen in diesem Komplex Israel und Palästina eine Bestätigung dafür, dass sie moralisch auf der richtigen Seite stehen. Dies spiegelt sich auch in Demonstrationen der Solidarität mit Israel oder für die Palästinenserinnen und Palästinenser und weiteren Aktionen seit dem 07.10.2023 in Siegen wider. Bei dieser Veranstaltung soll es darum gehen, wie wir in Deutschland eine offene und mutige Debatte führen können. Die Sichtweisen von Migrantinnen und Migranten, von Linken, von Rechten, von Jüdinnen und Juden und Anderen auf Israel sind sehr verschieden. Wie kann es gelingen, Probleme und Konflikte offen anzusprechen, ohne stereotype (Schuld-) Zuweisungen?

Die Veranstaltung findet im Ev. Gemeindezentrum Weidenau, Setzer Weg 4, Siegen-Weidenau statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Vor Ort kann die Publikation „Über Israel reden. Eine deutsche Debatte“ an einem Büchertisch käuflich erworben werden. Eine Kooperation mit der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein, dem Aktiven Museum Südwestfalen, der Ev. Kirchengemeinde Weidenau und der ALPHA Buchhandlung Siegen.

 

 

 

Dienstag, 17.09., 19 Uhr (neuer Termin)

Israelbezogener Antisemitismus
Ein Vortrag von Andreas Stahl (Gesellschaft für kritische Bildung)

© Andreas Stahl

Der israelbezogene Antisemitismus ist heute die weltweit vorherrschende Form des Judenhasses und kann als strömungsübergreifende Ideologie der radikalen Rechten, der antiimperialistischen sowie postkolonialen Linken, des Islamismus und erheblicher Teile der sogenannten Mitte der Gesellschaft verstanden werden. Traditionelle Motive der Judenfeindschaft werden hier auf den jüdischen Staat übertragen und Israel damit zum „Juden unter den Staaten“. Insbesondere seit dem 7. Oktober 2023 hat die Anzahl israelfeindlicher Vorfälle und Äußerungen auch in Deutschland massiv zugenommen. Der Vortrag soll einen Einblick in die grundlegenden Motive des israelbezogenen Antisemitismus geben und wird dabei auch einige in dieser Weltanschauung verbreitete Mythen und Legenden in Bezug auf den arabisch-israelischen Konflikt mit der Realität abgleichen.

Andreas Stahl leitet die Beratungsstelle gegen Antisemitismus an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen (RIAS NRW). Er ist seit vielen Jahren in der politischen Bildung tätig und Mitherausgeber der Bände „Konformistische Rebellen“ (2020), „Subjekt und Befreiung“ (2022), „Probleme des Antirassismus“ (2022), „Erinnern als höchste Form des Vergessens?“ (2023) sowie „Gesichter des politischen Islam“ (2023). Zudem ist er Gründungsmitglied der Gesellschaft für kritische Bildung und Mitglied des Centrums für Antisemitismus- und Rassismusforschung (CARS) Aachen.

Die Veranstaltung findet im Ev. Gemeindezentrum Weidenau, Setzer Weg 4, in Siegen-Weidenau in Kooperation mit der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig.