Mut zur Zivilcourage – Elke Büdenbender spricht bei der Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer des Novemberpogroms 1938 am Platz der Synagoge in Siegen
Rund 300 Menschen haben am 10. November 2024 am Platz der Synagoge in Siegen bei einer Gedenkstunde der Opfer des Novemberpogroms 1938 gedacht. Vor 86 Jahren steckten Männer der Siegener SS und SA in der Mittagsstunde des 10. November die Siegener Synagoge unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger in Brand. Das jüdische Gotteshaus wurde vollständig zerstört. Alle jüdischen Männer, deren man habhaft werden konnte, wurden verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Der 10. November 1938 markiert damit das Ende des sichtbaren jüdischen Lebens in Siegen. Der Hass von damals ist leider auch heute wieder zu spüren.
Moderiert wurde die Gedenkstunde vom Ev. Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e. V. (CJZ) Pfr. i. R. Raimar Leng, der zu Beginn Elke Büdenbender, den Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein Andreas Müller und den Bürgermeister der Universitätsstadt Siegen Steffen Mues begrüßte. In einem Grußwort erinnerte Bürgermeister Steffen Mues an die Ereignisse in Siegen am 10. November 1938 und fand deutliche Worte gegen das Vergessen und gegen Hass und Hetze. Im Anschluss trugen fünf Jugendliche, darunter drei junge Menschen aus dem Kreis Emek Hefer in Israel, das Lied „Imagine“ von John Lennon vor, umrahmt von einigen kurzen Texten.
Als Ehrengast sprach in diesem Jahr Elke Büdenbender berührende Worte der Anteilnahme und erinnerte an das Schicksal der Opfer. Die Richterin und Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ermutigte die Teilnehmenden insbesondere zur Zivilcourage: „Es ist unsere Pflicht, aus der Geschichte zu lernen und mutig zu handeln, wenn wir Zeugen von Unrecht oder Diskriminierung werden, von Hass und Gewalt. Auch wenn dies oft der unbequemere oder anstrengendere Weg ist, vielleicht oder vielleicht sogar sehr oft ein beängstigender Weg.“ Große Hoffnung für eine gute Zukunft mache ihr die Zusammenarbeit von deutschen und israelischen Jugendlichen, die die Gedenkstunde mit ihrem gemeinsamen Beitrag bereichert haben.
Nachdem Alon Sander, jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, das Kaddisch gesprochen hatte, legten die deutschen und israelischen Jugendlichen gemeinsam einen Kranz für die Opfer des Novemberpogroms 1938 am Platz der Synagoge nieder.