
200 Menschen haben am 10. November 2025 am Platz der Synagoge in Siegen bei einer Gedenkstunde der Opfer des Novemberpogroms 1938 gedacht. Vor 87 Jahren steckten Männer der Siegener SS und SA in der Mittagsstunde des 10. November die Siegener Synagoge unter den Blicken zahlreicher Schaulustiger in Brand. Das jüdische Gotteshaus wurde vollständig zerstört. Alle jüdischen Männer, derer man habhaft werden konnte, wurden verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Der 10. November 1938 markiert damit das Ende des sichtbaren jüdischen Lebens in Siegen.
Moderiert wurde die Gedenkstunde vom Ev. Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e. V. (CJZ) Pfr. i. R. Raimar Leng. Neben dem Bürgermeister der Universitätsstadt Siegen Tristan Vitt und Landrat Andreas Müller begrüßte Leng Sylvia Löhrmann, die Beauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen für die Bekämpfung des Antisemitismus, für jüdisches Leben und Erinnerungskultur. Landrat Andreas Müller fasste seine zentrale Botschaft mit einem Zitat von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zusammen: „Der Schutz jüdischen Lebens ist Staatsaufgabe und er ist Bürgerpflicht.“ Auch Sylvia Löhrmann fand deutliche Worte. Sie unterstrich, dass Antisemitismus in all seinen Ausprägungen in Deutschland keinen Platz habe und dass jede Bürgerin und jeder Bürger Antisemitismus entschieden entgegentreten müsse, anstatt einfach die Augen zu verschließen. Im Anschluss trugen Vivien Lorenz und Oliwier Slowik, beide ehrenamtlich tätig im Israelaustausch des Kreisjugendrings Siegen-Wittgenstein, ein Gedicht von der Holocaust-Überlebenden Halina Birenbaum und ein Gedicht von Bertolt Brecht vor. Nachdem Alon Sander, jüdischer Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland, das Kaddisch gesprochen hatte, legten die beiden Jugendlichen einen Kranz für die Opfer des Novemberpogroms 1938 am Platz der Synagoge nieder.