Unsere Veranstaltungen im Juni 2025
Dienstag, 03.06., 19 Uhr
Mendelssohn und Lessing – eine Freundschaft im Zeichen der Aufklärung
Ein Vortrag von Peter Schmöle
Moses Mendelssohn wurde als jüngstes von drei Kindern im September 1729 in eine religiöse jüdische Familie in Dessau geboren. Seinen Vater, Synagogen-Diener und Sofer (Schreiber von religiösen Texten: z. B. Thorarollen) beschrieb Moses wie folgt: „Er war traditionell orientiert und ein Mann aus der alten Welt“.
Gotthold Ephraim Lessing wurde im Januar 1729 in eine privilegierte protestantische Familie hinein geboren. Der Vater, Pfarrer, sehr angesehen und vermögend. Lessing hatte 12 Geschwister. Er begann auf Wunsch der Familie das Studium der Theologie, brach dieses ab, und widmete sich den Theater- und Literaturwissenschaften, studierte aber hauptsächlich Medizin.
Im Preußen zur Zeit Friedrichs des Großen durften sich nur reiche Jüdinnen und Juden in Berlin niederlassen. Moses Mendelssohn gelang es durch Beziehungen zum Oberrabbiner Fränkel nach Berlin zu gelangen. Er besuchte die neuentstandene Talmudschule und lernte dort Jiddisch, Griechisch, Latein und Hebräisch. Durch ältere Schüler lernte er Deutsch und Französisch. 1750 wurde Mendelssohn Hauslehrer, später Buchhalter und nach dem Tod seines Förderers Bernhard Isaak Teilhaber des Seidenfabrikanten. Durch diese regelmäßige Tätigkeit gelang es ihm das Niederlassungsrecht in Berlin zu erhalten. Bevor sich Mendelssohn und Lessing kennenlernten schrieb Lessing 1749 das Lustspiel „Die Juden“.
1754 lernte Mendelssohn in Berlin Gotthold Ephraim Lessing kennen. Beide schätzten sich von Beginn ihres Aufeinandertreffens an. Sie schrieben zusammen mit Friedrich Nikolai für die Zeitschrift „Briefe, die neueste Literatur betreffend“. Während Lessing sich dem Theater widmete und Emilia Galotti schrieb, veröffentliche Mendelssohn seine Hauptarbeit „Philosophische Fragen“ und wurde einer der Gründer der Haskala (jüdische Aufklärung). In Osteuropa wurde die Haskala die Hoffnung von Millionen dort lebenden Jüdinnen und Juden.
1767 veröffentlichte Mendelssohn das Buch „Phädon oder über die Unsterblichkeit der Seele“. Die Aufnahme in die Akademie der Wissenschaft wurde Moses Mendelssohn durch Friedrich den Großen verweigert. In seinem letzten 1779 erschienen Buch „Nathan der Weise“ beschreibt Lessing die Gleichwertigkeit der drei monotheistischen Weltreligionen und seine Empathie und Freundschaft zu Moses Mendelssohn, der die Figur des Nathan repräsentiert. Moses wird seinen Sohn Nathan nennen. Als Lessing posthum von dem Privatgelehrten Friedrich Heinrich Jacobi als „Spinozist“ und indirekt als „Atheist“ bezeichnet wird (Pantheismusstreit), steht Mendelssohn an der Seite Lessings. Eine Freundschaft im Zeichen der Aufklärung.
Der Vortrag findet im Ev. Gemeindezentrum Weidenau, Setzer Weg 4, in Siegen-Weidenau statt. Der Eintritt ist kostenfrei. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Eine Kooperation der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland e. V. mit der Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein.